Rund 27 Millionen Bundesbürger sind nach offiziellen Angaben Mitglied im Deutschen Sportbund (DSB) und nehmen jedes Jahr an insgesamt 240 Millionen Sportübungsstunden teil. Nach Schätzungen treiben darüber hinaus mehr als 4 Millionen Bürger ohne Vereinszugehörigkeit regelmäßig Ausdauersport; ca. 1 Million sind regelmäßige Besucher von Fitness- und Kraftsportzentren. Diese Angaben stehen im Widerspruch zum objektiven Gesundheitszustand der Bevölkerung, sichtbar an Ernährungsgewohnheiten und messbar am Körpergewicht sowie den Blutfettwerten. So ist bereits heute fast jeder zweite Deutsche übergewichtig und jeder fünfte adipös. Die veränderten Lebensumstände und damit verbundenen Verhaltensweisen in der westlichen Welt sind für diese dramatische Entwicklung verantwortlich. Falsche Ernährung und unzureichende körperliche Aktivität im Alltagsleben sind nachweislich assoziiert mit Risikofaktoren wie Adipositas, gestörter Glukosetoleranz mit peripherer Insulinresistenz, Hyperfibrinogenämie, niedrigem HDL-Cholesterinspiegel, erhöhten Triglyzeriden und erhöhten Konzentrationen von kleinen dichten, besonders atherogenen LDL-Partikeln (small dense LDL), als Symptomkomplex auch als metabolisches Syndrom zusammengefasst. Eine effektive und sozioökonomische tragbare Lösung für dieses Problem kann allein die dauerhafte Umstellung des Aktivitätsverhaltens in Richtung auf eine energetisch ausgeglichene Lebensweise und eine gleichzeitige Verbesserung der Ernährungsqualität sein. Erfolg versprechend sind allerdings nur machbare und umsetzbare Lebensstilkonzepte, die auf die Verbesserung der Lebensqualität und des Wohlbefindens (siehe Abb. 1) und nicht mahnend auf medizinische Inhalte und klassische Risikofaktoren ausgerichtet sind. Auf diese Weise angeleitet sollten Kurgäste die sanfte Form des Ausgleichssports entdecken. Dies ist aus medizinischer Sicht sehr begrüßenswert, denn auch regelmäßige moderate körperliche Aktivität besitzt nachweislich eine kardioprotektive Wirkung unabhängig von Lebensalter und kardialer Vorerkrankung. Dadurch angeregt, können Änderungen im Lebensstil und Aktivitätsverhalten, so etwa nach längeren Inaktivitätsphasen oder auch bei bestehender Primärerkrankung, fassbare Erfolge und Besserungen bei Herzkreislauf- und Stoffwechselerkrankungen bewirken und zudem die Stimmungslage positiv beeinflussen.
Da die Weichen für die Ausbildung von Risikofaktoren und die damit verbundene Entwicklung atherosklerotischer Gefäßveränderungen aber bereits Jahrzehnte vor der Manifestation einer späteren koronaren Herzerkrankung gestellt werden, muss die Prävention mit vermehrter körperlicher Aktivität, Ernährungsschulung und Gewichtsreduktion schon im frühen Erwachsenenalter propagiert und begonnen werden. Bei Realisation und breiter Umsetzung derartiger Präventionsprogramme besteht dann die Möglichkeit, über einen ganzheitlichen Therapieansatz die frühzeitige Manifestation chronisch degenerativer Erkrankungen zu hemmen und anfallende Spätkosten in der Behandlung und Rehabilitation chronischer Erkrankungen zu reduzieren. Trotz dieses einleuchtenden Konzeptes und der Wirkung körperlicher Aktivität auf Körpergewicht, Körperkomposition und Ausbildung des metabolischen Syndroms, wird bisher diesem Ansatz in Deutschland weder durch größere Interventionsprojekte zur Lebensstiländerung noch durch Organisation und Durchführung von einer ausreichenden Zahl an Präventionsgruppen genügend Rechnung getragen. Hier besteht die Möglichkeit, auch ambulante Angebote am Kurort zu propagieren, die den präventivmedizinischen Ansatz in einem attraktiven und modernen Programm als komplexe Terrainkur (Sporttherapie, Ernährungstherapie, Gesundheitserziehung, Stressbewältigung) aufgreifen und mit den am Kurort bestehenden Mitteln umsetzen können.