Wie auch für andere adaptive Langzeitprozesse bekannt, bessern Übung und Training von Organen nicht gleichmäßig deren Funktionen, sondern in Phasen, die den Verlauf periodisch gliedern. Zunahmen des Wohlbefindens werden in einem etwa 7- bis 10-tägigen Rhythmus durch Befindensverschlechterungen unterbrochen, die in der Kurortbehandlung als Bade- oder Kurreaktionen bekannt sind und in der Sportmedizin als Trainingskrisen bezeichnet werden. Die Intensität dieser negativen Phasen hängt von der Reaktionslage (Konstitution) des Patienten und der Dosierung der Behandlung ab. Wenn keine organischen Schäden durch sie entstehen (z. B. Herzdekompensation, Provokation eines neuen Schubs bei der rheumatoiden Arthritis), fördert ihre Ausprägung nachweislich den Erfolg der Kur und bestimmt wesentlich Dosierung und notwendige Dauer der Kurbehandlung. In der Mehrzahl der Fälle sind diese reaktiven Perioden erst nach etwa 4 Wochen abgeklungen, sodass eine dreiwöchige Kurdauer meist nicht ausreichend ist. Andere (z. B. spätreaktive) Verlaufsformen verlangen unter Umständen eine Verlängerung der Kurortbehandlung auf 6 Wochen.
Im Gegensatz zu anderen Therapieverfahren, deren Akutwirkungen dem Behandlungsziel entsprechen und deren Effekte oft mit dem Ende der Behandlung erlöschen, werden Kurmaßnahmen nicht sofort im positiven Sinne wirksam. So ist die Hyperämie der Haut bei Kohlensäurebädern ebenso wenig therapeutisches Ziel wie die Tachykardie und Hyperventilation bei der Bewegungstherapie. Vielmehr ist die verbesserte Reaktion und ökonomischere Regulation des Organismus das therapeutische Ziel. Wenn man Gesundheit nicht nur als subjektives Wohlbefinden definiert, sondern als die Zusammenfassung aller Fähigkeiten und Kräfte, körperliche wie seelische Belastungen zu überwinden, dann dient die Kurortbehandlung gezielt einer Stärkung dieser Fähigkeiten. Ist dies erreicht, kann der therapeutische Effekt auch ohne weitere Kuranwendungen über längere Zeiträume stabil bleiben.
Das große Spektrum der ortsgebundenen Heilmittel und zusätzlichen Kurmaßnahmen ermöglicht eine gezielte Therapie bestimmter Organsysteme ohne Belastungen anderer. Zum Beispiel kann der Bewegungsapparat im Solebad, Schwefelbad usw. ohne wesentliche Belastung von Kreislauf und Atmung beeinflusst werden. Klimaund Hydrotherapie, Inhalationen und Kohlensäurebäder erlauben eine Funktionsbesserung von Kreislauf- und Lungenfunktion auch beim Gehbehinderten. Seewasserund Heliotherapie sind auch beim herzkranken Psoriatiker anwendbar. Es muss dem Kurarzt überlassen bleiben, die jeweils optimale Kombination von Maßnahmen für den einzelnen Patienten zu indizieren. In jedem Falle kommt aber bei der Kurortbehandlung die charakteristische Kombination von umfassenden Maßnahmen, die den Gesamtorganismus umstimmen, und spezifisch gerichteten Organwirkungen zum Tragen, wie sie durch keine andere Behandlungsform erreicht werden kann.