Der Behandlungsplan (Kurplan) in Heilbädern und Kurorten umfasst ein allgemeines Basisprogramm und eine spezielle Therapie im Sinne des Funktions- und Regulationstrainings durch die Reiz-Reaktionsbehandlung, die in der Komplexität der Methoden als integrative Adaptationstherapie zu verstehen ist.
Das allgemeine Basisprogramm zielt auf eine Entfaltung der Ordnungskräfte im Organismus auch im Sinne der ärztlich gesteuerten Erholung ab und ist somit Grundlage des weiteren ärztlichen Handelns bei der Verordnung spezieller, kurörtlicher Therapiemethoden.
Die Ordnungskräfte entfalten sich
- durch Entlastung von der Arbeit und der normierten Arbeitswelt und durch das Herauslösen aus dem nicht selten konfliktträchtigen Alltag. (Rekompensation von Lebensgleichgewichten durch Entlastung)
- durch chronobiologische Harmonisierung des Tagesrhythmus im Wechsel von Anspannung, Entspannung, Nahrungsaufnahme und Schlaf,
- durch gesunde Ernährung
- durch ergänzende Bewegung oder Ruhe nach einseitigen Anforderungen im Alltag
- unter Muße als einer Voraussetzung innerer Lebensordnung
- unter Ausschaltung schädlicher Klimafaktoren
- nach Meidung oder Einschränkung von Alltagsdrogen
Das allgemeine Basisprogramm zielt also auf die Harmonisierung von Grundfunktionen durch günstige Rahmenbedingungen im Gesundheitsmilieu des Kurortes ab.
Zu den speziellen Methoden der Therapie am Kurort gehören:
- Balneotherapie in den verschiedenen Formen (Bäder und Trinkkuren)
- Gezielte Klimabehandlung mit der therapeutischen Nutzung der verschiedenen Klimafaktoren unter Bewegung und Ruhe im Rahmen einer systematisierten aktiven Klimakur
- Ergänzende Verfahren der physikalischen Therapie:
3.1 Hydro- und Thermotherapie in den verschiedenen Formen,
3.2 Elektrotherapie
3.3 Licht- und Strahlenbehandlungen
3.4 Inhalationstherapie
3.5 Massagen in den verschiedenen Formen
- Therapiesysteme nach Kneipp, Prießnitz und Felke, zum Teil abhängig von der Besonderheit des Heilbades
- Bewegungstherapie mit Krankengymnastik und Sporttherapie
- Gesunde Ernährung und Diätbehandlungen
- Entspannungstherapien in den verschiedenen Formen
- Gesundheitstraining im Rahmen der psychomentalen Angebote zur Gesundheitsbildung
Fachlich nicht korrekt wird immer noch in Diskussionen über die zeitgemäße Struktur von Kuren zwischen passiven und aktiven Kurmaßnahmen unterschieden. Aber auch unter der Balneotherapie, Hydrotherapie und Klimatherapie sind auch bei passiver Haltung zum Beispiel im Wannenbad aktive, reaktive Umstellungen im Organismus als Antwort auf die Serie von Reizen der eigentliche, therapeutisch wirksame Faktor. Heute, in einer Zeit mit zunehmenden Krankheitsfaktoren durch Bewegungsmangel, spielen natürlich systemische Allgemeinwirkungen der aktiven Bewegungs- und Sporttherapie im Spektrum der Kurtherapie auch als Funktions- und Regulationstraining eine größere Rolle als früher.
Die polare Spannung zwischen Aktivität und Leistung einerseits und Ruhe und Entspannung andererseits ist ein Kriterium der Gesundheit. So gehört zu der Aktivierungsbehandlung in der Kur besonders heute auch eine strukturierte Entspannungstherapie (Methoden: autogenes Training, progressive Muskelrelaxation nach Jakobson, Spannungsregulation durch Yoga u.s.w.). Der Verlust der Ruhefähigkeit hat bei vielen Menschen heute nicht nur zu Schlafstörungen und einer Einbuße an Erholungsfähigkeit sondern auch der Leistungsfähigkeit bis hin zum Syndrom der gespannten Erschöpfung mit Krankheitswert geführt. Ruhefähigkeit ist die Voraussetzung der Mußefähigkeit, die erst wieder kreative Kräfte in diesem Prozess der Reorganisation von Gleichgewichten freisetzt. Heilbäder und Kurorte sind auch heute noch naturnahe ökologische Nischen in einer technifizierten Gesellschaft. Große Anstrengungen wurden in den Heilbädern und Kurorten in den vergangenen Jahrzehnten unternommen, um die Ruhe im Heilbad zu verbessern oder zu sichern.
Die Gesundheitserziehung, die Gesundheitsbildung und das Gesundheitstraining, Begriffe, die meistens umgangssprachlich für die gleiche Sache gebraucht werden, sollen Gesundheitswissen vermitteln, Motivationen zu gesundheitsgerechtem Verhalten aufbauen und ein solches Verhalten in der Kur einüben. Neben Gruppengesprächen und Informationsveranstaltungen zu allgemeinen Themen einer gesunden Lebensführung gehören zum individuellen Gesundheitstraining auch vorwiegend die speziellen Angebote für Kranke aus verschiedenen Indikationsgruppen. Diabetiker, Herz- Kreislaufkranke, Rheumatiker, Allergiker, Asthmatiker u.s.w. werden zu einem krankheitsangepassten Verhalten angeleitet. Sie können in der Kur lernen, mit einer chronischen Krankheit bestmöglichst zu leben.
Die krankheits- und kaloriengerechte Ernährung ist ein wichtiger Kurfaktor. Lehrküchen sind in den meisten Heilbädern eingerichtet worden. Das Diätgütezeichen vieler Betriebe weist den Gast den richtigen Weg zu der Diät, die er sucht und braucht.