Bei den unmittelbaren Wirkungen der Heilwasserzufuhr, die bereits nach Sekunden bis Minuten eintreten, handelt es sich um direkte physikalisch-chemische Einflüsse auf die Schleimhäute des oberen Verdauungstraktes sowie davon ausgehende reflektorische Wirkungen im Magen-Darmbereich, wie eine gewünschte Beschleunigung der Magenentleerung. Mehrere Minuten bis Stunden dauern hormonelle Mitreaktionen an, wie zum Beispiel die gewünschte Beeinflussung des Säure-Basen-Haushaltes. Auch die Beeinflussung der Resorptionsverhältnisse im Verdauungstrakt, sowie die Veränderungen der Harnzusammensetzung gehören in diesen zeitlichen Bereich.
Die Diskussionen zum Thema Functional Food bieten eine gute Möglichkeit, die Bedeutung von Heilwässern und die Möglichkeiten der Trinkkuren mit Heilwässern, sowohl als ergänzender Bestandteil eines Kur- und Rehabilitationsaufenthaltes, als auch als klassische Trinkkur für die Prävention und Rehabilitation unterschiedlichster Erkrankungen neu zu beleuchten und die ihr zugehörende Rolle wieder zu besetzen.
So gewinnt der begleitende Einsatz von hydrogencarbonatreichen Heilwässern im Lichte aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse bei der Behandlung von Diabetes Typ II-Patienten zunehmend an Bedeutung. Die Ziele einer Diabetes-Therapie, den Stoffwechsel zu normalisieren und Komplikationen zu verhindern, können bei den meist übergewichtigen Patienten durch das regelmäßige Trinken von hydrogencarbonatreichem Heilwasser erleichtert und kostengünstig realisiert werden. So eignen sich hydrogencarbonatreiche Heilwässer sehr gut, um dem erhöhten Durstgefühl der Diabetiker entgegen zu wirken. Die aufgenommene Flüssigkeit reinigt beständig Nieren, Blase und ableitende Harnwege.
Da hydrogencarbonatreiche Heilwässer keine Kohlenhydrate enthalten, belasten sie den Diätplan nicht. Im Gegenteil: Diabetiker können mit hydrogencarbonatreichem Heilwasser viele wertvolle Mineralstoffe aufnehmen, ohne gleichzeitig zusätzliche Kalorien und Broteinheiten zählen zu müssen. Zudem können hydrogencarbonatreiche Heilwässer Therapieziele der Diabetes-Diät unterstützen und der bei Diabetes mellitus vermehrt anfallenden Ketonkörperbildung mit einer latenten oder manifesten azidotischen Stoffwechsellage entgegenwirken. Durch die alkalische Wirkung hydrogencarbonatreicher Heilwässer wird die Protonenkonzentration des umgebenden Milieus positiv beeinflusst und die Insulinbindung an die zellulären Rezeptoren verbessert. Obwohl bisher noch keine Zulassung von Heilwässern für die adjuvante Therapie bei Diabetes mellitus vorliegt, können doch nachfolgende Wirkungen Teil eines umfassenden Behandlungsregimes und eines individuellen Diätplanes sein:
- Steigerung der Alkalireserve (ab 1.300 mg/l Hydrogencarbonat)
- Neutralisation saurer Stoffwechselprodukte und damit Kompensation latenter Azidosen
- Steigerung der Kohlenhydrattoleranz
- Verbesserung der Rezeptoraffinität für Insulin und damit Verbesserung der peripheren Insulinwirkung
- Senkung des Nüchtern-Blutzuckers
- Abnahme des Serum-Fruktosaminspiegels
- Zunahme des basalen Plasma-Insulingehaltes
Voraussetzung für die genannten Effekte ist jedoch eine noch erhaltene Restfunktion des inkretorischen Pankreas bzw. ein Mindestspiegel an Insulin oder eine gleichzeitig ausreichende Insulinsubstitution.
Im Rahmen einer individuellen Diabetes-Diät hat sich eine Trinkempfehlung von 0,75 bis 1,5 Liter eines hydrogencarbonatreichen Heilwassers (über 1.300 mg Hydrogencarbonat pro Liter), jeweils ungekühlt vor den Hauptmahlzeiten, bewährt.